Ängste und Angsterkrankungen

Ängste gehören zum Menschsein und jeder kennt Ängste in verschiedenen Lebensbereichen. Sie sind evolutionsbiologisch ein wichtiges Instrument, um Gefahren wahrzunehmen und erhöhte Aufmerksamkeit zu generieren. Dieses so wichtige emotionale System kann jedoch aus dem Gleichgewicht geraten und wir können von Ängsten geplagt werden, die uns am Lebensvollzug hindern und zu einer ernsthaften Einschränkung mit Krankheitswert führen.

Fast zwanzig Prozent der Bevölkerung in der Schweiz leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter sehr starken und/oder anhaltenden Ängsten.

Angststörungen können sich verschieden äussern, aber alle erzeugen ein überwältigendes Gefühl von Bedrängnis und Unbehagen, ein falsches Gefühl, dass etwas Bedrohliches geschieht - oder kurz davor ist zu geschehen. Menschen mit Angststörungen meiden oft Situationen, Orte und soziale Begegnungen, die potenziell ihre Angst verstärken können. In schweren Fällen bleiben sie sogar ans Haus gebunden, weil das Hinausgehen ihre Gefühle der Angst und Furcht verstärkt.

 

Ursachen und Behandlung

Oft setzten sich Betroffene unter erheblichen Druck und suchen nach den Auslösern ihrer Angsterkrankung.

Die Ursachen sind vielfältig und können mit Vererbung, frühkindlicher Prägung, Persönlichkeitseigenschaften und individuellen Stresssituationen als Auslöser zu tun haben.

Der Behandlungsplan für eine Angststörung richtet sich nach der Schwere der Symptome und des dadurch entstehenden Leidensdrucks. Eine leichtere Symptomatik kann mit Psychotherapie behandelt werden. Bei schweren Angsterkrankungen und/oder schon länger andauernder Symptombelastung ist eine Kombination von Psychotherapie und medikamentöser Therapie Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung.

In der Psychotherapie geht es vor allem darum, eine neue Einstellung zur Angst zu erarbeiten, die dazu führt, dass Ängste weniger werden und Vermeidungsverhalten abgebaut werden kann.  Dies befähigt Betroffene, angstbesetzte Situationen auszuhalten und die Erfahrung zu machen, dass die Angst allmählich abklingt. 

Die medikamentöse Therapie erfolgt mit modernen, nebenwirkungsarmen Stimmungsaufhellern (Antidepressiva). Als Notfallmedikamente werden punktuell auch Beruhigungsmittel verschrieben.

Häufigste Angsterkrankungen

Generalisierte Angststörung

Die generalisierte Angststörung ist die häufigste Angststörung und ist gekennzeichnet durch unrealistische oder übermäßige Besorgnis und Angst vor verschiedensten Lebenssituationen.

Spezifische Phobien

Bei spezifischen Phobien handelt es sich um eine übermäßige Angst, die durch ein bestimmtes Objekt, eine Situation oder einen Ort hervorgerufen wird, zBsp. Spinnenphobie, Angst vor engen Räumen, grossen Höhen oder Flugangst.

Soziale Phobie

Die soziale Phobie wird als eine Angst vor prüfender Beachtung durch andere Menschen definiert, die schliesslich zur Vermeidung sozialer Situationen führt. Sie kann sich durch Beschwerden wie Erröten, Händezittern, Übelkeit oder Drang zum Wasserlassen äußern, die sich bis zu Panikattacken steigern können. Es kann vorkommen, dass die betroffene Person eines der sekundären Symptome der Angst, wie z.B. das Erröten, als das eigentliche Problem wahrnimmt und darstellt. 

Panikstörung

Die Panikstörung kennzeichnet sich durch wiederholte, schwere Angst- oder eben Panikzustände, die sich nicht auf spezifische Situationen beschränken und deshalb nicht vorhersehbar sind. Sie gehen besonders häufig einher mit plötzlichem Herzklopfen, Herzrasen oder unregelmäßigem Herzschlag. Es können ebenfalls Brustschmerzen, Erstickungsgefühle, Zittern, Schwitzen und Schwindel auftreten. Die Betroffenen haben Todesangst, befürchten zum Beispiel einen Herzstillstand oder Herzinfarkt oder haben Angst, verrückt zu werden.

Agoraphobie

Es handelt sich um Ängste, das eigene Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, sich in eine Menschenmenge oder auf öffentliche Plätze zu begeben oder alleine öffentliche Verkehrsmittel zu benützen. Auch Auslandreisen in abgelegene Gebiete ohne rasch verfügbare medizinische Versorgung können ein Problem sein. Die Agoraphobie tritt häufig in Verbindung mit einer Panikstörung auf.

Begleiterkrankungen bei Angststörungen

Häufig treten Angsterkrankungen zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen auf, man spricht dann von Komorbidität. In diesem Zusammenhang sind Depressionen und Suchtmittelabhängigkeiten zu erwähnen. Eine länger dauernde unbehandelte Angsterkrankung stellt ein erhebliches Risiko für die Entwicklung einer Chronifizierung der Erkrankung selber als auch einer der genannten Komorbiditäten dar.